22.02.–03.05.2025 / Oper

Lady Macbeth von Mzensk

Dmitri Schostakowitsch
Termine
15:00 - 18:00
Oper
Im Anschluss: Nachgefragt
9983776756443322
Sonntagnachmittags-Abo 1
9983776756443322
19:30 - 22:30
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Oper
9983776756443322
Samstags-Abo 1
Beschreibung
Wie weit darf ein Mensch gehen?
In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
ca. 3 Stunden, eine Pause
Empfohlen ab 16 Jahren
Katerina Ismailowa ist wohlhabend verheiratet und einsam, ihr Mann impotent und ihr Schwiegervater ein Tyrann. Sie ist eingesperrt in einer Welt, in der erbarmungslose Rohheit, Despotie und Grausamkeit herrschen. Die lebens- und liebeslustige Frau gibt ihrer rauen Sehnsucht nach Freiheit Raum, als Sergej bei der Familie Ismailow zu arbeiten beginnt. Sie wirft sich in eine leidenschaftliche Affäre mit ihm und dem Schwiegervater Gift ins Essen. Doch die zunehmende Radikalität ihres Verlangens nach Selbstbestimmung wird weitere Opfer fordern ...

Wie weit darf ein Mensch gehen, um sich aus unwürdigen Verhältnissen zu befreien? Hier wird eine Frau niederträchtig zur Mörderin, und doch gilt ihr die Sympathie des 26-jährigen Komponisten Schostakowitsch. Seine groß angelegte, expressive Partitur zwischen tragischer Wucht und Satire, praller Groteske und erschütterndem Realismus, die nichts beschönigt und doch alles fühlbar macht, ist ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts. Regisseurin Elisabeth Stöppler und ihr Team erzählen nach der „Jungfrau von Orléans“ von Peter I. Tschaikowsky eine weitere radikal widersprüchliche Frauenfigur.
Mit freundlicher Unterstützung
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Chorleitung
Dramaturgie
Besetzung
Boris Timofejewitsch Ismailow
Sinowij Borissowitsch Ismailow
Katerina Ismailowa
Aksinja
Der Schäbige
Verwalter
Hausknecht / Alter Zwangsarbeiter
Priester
Polizeichef
Sonjetka
1. Vorarbeiter
Dae-Il Park/Zheng Xu
2. Vorarbeiter
Emanuel Fluck/Mamuka Manjgaladze
3. Vorarbeiter
Zhive Kremshovski/Igor Radushynskyi
Probeneinblick
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Stimmen unserer Scouts für Oper und Ballett

Barbara Pelz über die Vorstellung am 18.03.2025:
Wer Schostakowitsch gern (zu)hört, kommt auf seine Kosten - zart, einfühlsam, energisch, laut. Zwölf Bläser mit Trompeten und Posaunen setzen direkt auf der Bühne akustisch einen drauf. Bombastisch! Den Chor, mitfühlend oder bedrohlich, sowie die Solist*innen fand ich stark und überzeugend.
Das Bühnenbild ist nüchtern gehalten, ein sich drehender Zimmerblock, abgegrenzt, doch von allen Seiten begehbar, die Szenen verschmelzen miteinander. Aufgepeppt mit Waschmaschine und Backofen – besonders dieser darf traditionell von der Frau bedient werden. So soll sich Katerina in ihr Eheleben fügen, dem Mann gefallen und ihm einen Sohn schenken - Aufbegehren wird mit Gewalt bestraft, der Schwiegervater brilliert als Familienpatriarch.
Die Kostüme sind meist schlicht gehalten, anonym (mit Strumpfhosen maskiert), dann farbenfroh, um Zugehörigkeit zu symbolisieren, oder extrovertiert bis sexuell.
Katerina sucht vergeblich nach Liebe und Aufmerksamkeit. Sie flüchtet sich in eine Beziehung, welche durch den Liebhaber selbst verraten wird. Unliebsame Männer und Konkurrenz werden umgebracht – Katerina selbst ist Leiche Nummer Vier. Liebe, Moral, Sex, Vergewaltigung, Verrat, Mord, Verzweiflung, Hoffnung - von jedem etwas, das Happy End jedoch bleibt verwehrt.
Persönlich fand ich die Oper anstrengend: spannend, klamaukig, grotesk – nach der Pause hatte ich Schwierigkeiten, dem Plot zu folgen. Irgendwann war ich der Gewalt und Aussichtslosigkeit überdrüssig, die beklemmenden und bedrückenden Gefühle lösten sich unter großem Applaus.
Barbara Pelz arbeitet bei der HSBC in Düsseldorf. Nach Klassikern wie „Die Zauberflöte“ oder „La traviata“ möchte die Bankkauffrau die Vielfalt des Musiktheaters besser kennenlernen und auch mit Kolleg*innen darüber ins Gespräch kommen.
Maximilian Uhde, Datenanalyst in Düsseldorf und München, hört Unterschiedliches: Punk Rock, Hip-Hop und auch Oper. Was macht die Faszination von diesen teils jahrhundertealten Stücken aus? Oper und Ballett – eine spannende Zeitreise…
Maximilian Uhde über die Premiere am 22.02.2025:
Mit ihrem raffinierten, sich drehendem Bühnenbau, und den schlicht gehaltenen, aber klug durchdachten Kostümen verleiht die Inszenierung dem Werk eine sterile Eleganz. Doch durch die kraftvolle Kombination aus dem dynamischen, kunstvoll ausgeleuchteten Bühnenbild und Schostakowitschs Musik, die vor Melancholie, Hoffnung und Witz sprüht, wird das Publikum in ein überwältigendes Drama hineingerissen – ein Abend künstlerischer Meisterschaft.
Die Handlung erzählt die Geschichte einer Frau, die mit Gewalt aus der Lustlosigkeit ihrer Ehe ausbricht und die gesellschaftlichen Fesseln sprengt, die sie gefangen halten. Schostakowitsch jedoch war kein Feminist. Vielmehr war er ein Künstler der frühen Sowjetunion, der den Stoff einer alten russischen Erzählung geschickt nutzte, um die Geschichte der russischen Revolution und die Suche nach Freiheit zu analysieren. Dabei entlarvt er mit scharfem Blick die Rollen der alten wie der neuen Herrscher – seien es Kommissare, die Kirche, die Philosophie oder die Oligarchie vor dem Hintergrund des Alkoholismus, der Gewalt und auch des Patriarchats.
Albrecht Heberer über die Premiere am 22.02.2025:
Gleich zu Beginn: „Lady Macbeth von Mzensk“ ist keine Oper für den Wohlfühlgenuss. Musikalisch zeigt Schostakowitsch eindrucksvoll, wie Musik ein mächtiges Werkzeug der Verstörung sein kann. In Kombination mit der Düsseldorfer Inszenierung, die von zahllosen Gewaltelementen sowie grotesken Masken und Kostümen geprägt ist, löste alles in mir ein konstantes Gefühl des Unwohlseins aus. Dennoch bleibt es erstaunlich, wie eine Oper solche intensiven Emotionen in mir hervorrufen kann.
Die Sängerinnen und Sänger lieferten eine herausragende Leistung, selbst gefangen nicht nur in der düsteren Handlung, sondern auch teils in unbequem sitzenden Strumpfhosen über dem Kopf. Da das Abstoßende der Charaktere im Vordergrund stand, fiel es mir schwer, mit einen von ihnen zu sympathisieren. Die künstlerische Intention scheint darin zu bestehen, den Zuschauer in die finsteren Tiefen der menschlichen Seele zu führen.
„Lady Macbeth von Mzensk“ bleibt eine Oper, die ich nicht unbedingt ein zweites Mal erleben möchte. Sie hinterlässt keine Hoffnung oder Erlösung, sondern ein bedrückendes Gefühl der Entfremdung. Wer sich darauf einlässt, wird sicherlich mit intensiven Emotionen belohnt – aber auch mit einer nachklingenden Erschöpfung.

Albrecht Heberer, IT-Product Owner, ist mit klassischer Musik groß geworden. Als Scout begibt er sich im Austausch mit anderen auf die Suche nach „der Aufführung, bei der alles stimmt“. So empfand er Händels „Giulio Cesare in Egitto“
von Vincent Boussard.
Luisa Pinnow, eine der Jüngsten unter den Opernscouts, ist Medizinische Fachangestellte und angehende Psychologin – da tun sich spannende Bezüge zum Musiktheater auf, denen sie auf den Grund gehen möchte.
Luisa Pinnow über die Premiere am 22.02.2025:
Die Inszenierung von „Lady Macbeth von Mzensk“ zeigt eine Welt, geprägt von Gewalt, in der Frauen nicht zurückschlagen können. Die Protagonistin, gefangen in einer arrangierten Ehe und patriarchalen Strukturen, sucht nach Wärme, Nähe und Freiheit. Ihre Sehnsucht nach Leidenschaft und Sinn macht sie zur Systemsprengerin – doch zu welchem Preis?
Das moderne Bühnenbild und die teils der Handlung entgegenstehende Musik verstärken die allgegenwärtige Beklemmung eindrucksvoll. Die sich ständig drehende Bühne lässt Szenen fließend ineinander übergehen – ohne Ausweg, ohne Halt. Die Farbe dient als Kontrast der Frauen inmitten einer Männerwelt. Maskiert mit Strumpfhosen über dem Gesicht, bilden die Männer eine gesichtslose, uniformierte Macht, die Aggression und Kälte ausstrahlt.
Ein Stück voller Bedrohlichkeit, Lust und Aufbegehren – die Frage, die bleibt: Was bedeutet es, eine Frau in unserer Gesellschaft zu sein? Ein fesselnder Abend, der lange nachwirkt.

Nico Brandenburg über die Vorstellung am 26.02.2025:
Die Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ von Schostakowitsch ist eine der lebendigsten Opern, die ich je gesehen habe.
Spielort ist eine Drehbühne, welche zwischen vier Räumen im Bauhausstil wechselt. Die vorherrschenden Farben sind weiß, schwarz und grau. Ebenso schlicht sind die Kostüme gestaltet, mit Ausnahme der Protagonistin Katerina, die mit ihrem rot-lila Kostüm heraussticht.
Sie wirkt wie ein Fremdkörper in der maskulin dominierten Welt des Hofs des Schwiegervaters. Sie wagt es, gegen die fehlende Zärtlichkeit und sexuelle Vernachlässigung aufzubegehren und fängt ein Verhältnis mit dem Vorarbeiter Sergej an. Was nun folgt sind Betrug, Verrat, Ausschweifungen und Mord. Das Aufeinanderprallen dieser beiden Welten zieht sich auf allen Ebenen durch die Inszenierung.
Die Musik mutet zunächst wild und atonal an, zwischendurch wird sie aber von wunderschönen romantischen Melodiefragmenten und cineastischen Passagen konterkariert. Die beiden Sänger und das Ensemble vollbringen Höchstleistungen. Das Orchester transportiert diesen dynamischen Spagat gekonnt.
Als zum Schlussakkord Katerina stirbt, ändert sich die Farbwelt auf der Bühne. Der gesamte Chor ist in einem warmen Rot gekleidet, welches Geborgenheit versprüht und die einzig mögliche Erlösung Katerinas Leidens andeutet. Den Tod. Ein starkes Schlussbild.
Elisabeth Stöpplers Inszenierung ist ein dynamisches Meisterwerk und auf allen Ebenen perfekt umgesetzt.
Vielen Dank für diesen fantastischen Opernabend.

Nico Brandenburg spielt E- und Kontrabass, ist künstlerischer Leiter der „Jazzschmiede“ und Dozent an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. Die Oper ist das Kulturinstitut, mit dem er bisher am wenigsten Kontakt hatte – umso mehr freut er sich auf das Projekt.
Als Innenarchitektin arbeitet Ulla Blennemann seit 26 Jahren in der Düsseldorfer Carlstadt. Sie mag Sport und klassische Musik, singt selbst solistisch und geht gern in die Oper. Wird sie auch Opern­neulinge dafür gewinnen?
Ulla Blennemann über die Vorstellung am 26.02.2025:
Ein unausweichlich intensiver, emotional ergreifender Opernabend durch diese markante Inszenierung von Elisabeth Stöppler. Die Hauptfigur Katerina befreit sich aus der scheinbar aussichtslosen Unterdrückung einer brutalen, perfiden patriarchalen Machtwelt. Sie steht für Frauen, die in verschiedenen Formen von Männern gradenlos unterdrückt werden. Katerina lehnt sich mit Verzweiflung, Verbitterung und Überlebenskraft gegen ihre Unterdrücker auf. Schostakowitsch hat ein Werk voller ergreifender Musik geschaffen, die die Charaktere in Dissonanzen, Höhen und Tiefen, virtuos und emotional widerspiegelt. Als Alleinstellungsmerkmal trägt Katerina die Farbe rot-pink, das Bühnenbild ist in schwarz-weiß gehalten, was die Handlung, neben stimmlich brillanter Besetzung, für das Publikum noch intensiver macht. Ein Abend der alle Sinne des Publikums anspricht.

Als Innenarchitektin arbeitet Ulla Blennemann seit 26 Jahren in der Düsseldorfer Carlstadt. Sie mag Sport und klassische Musik, singt selbst solistisch und geht gern in die Oper. Wird sie auch Opern­neulinge dafür gewinnen?
Ulla Blennemann über die Vorstellung am 26.02.2025:
Ein unausweichlich intensiver, emotional ergreifender Opernabend durch diese markante Inszenierung von Elisabeth Stöppler. Die Hauptfigur Katerina befreit sich aus der scheinbar aussichtslosen Unterdrückung einer brutalen, perfiden patriarchalen Machtwelt. Sie steht für Frauen, die in verschiedenen Formen von Männern gradenlos unterdrückt werden. Katerina lehnt sich mit Verzweiflung, Verbitterung und Überlebenskraft gegen ihre Unterdrücker auf. Schostakowitsch hat ein Werk voller ergreifender Musik geschaffen, die die Charaktere in Dissonanzen, Höhen und Tiefen, virtuos und emotional widerspiegelt. Als Alleinstellungsmerkmal trägt Katerina die Farbe rot-pink, das Bühnenbild ist in schwarz-weiß gehalten, was die Handlung, neben stimmlich brillanter Besetzung, für das Publikum noch intensiver macht. Ein Abend der alle Sinne des Publikums anspricht.

Nina Chevalier über die Premiere am 22.02.2025:
„Lady Macbeth“ von Shakespeare kenne ich bereits aus Schulzeiten, umso gespannter war ich auf die russische Operninszenierung von Dmitri Schostakowitsch.
Das Bühnenbild hat mich in seiner schlichten Zweckmäßigkeit an den Bauhaus-Stil erinnert. Die Charaktere in russisch traditioneller (im 2. Teil moderner) farbenfroher Kleidung bildeten einen deutlichen Kontrast. Katerinas konservatives Leben, geprägt von Langeweile, Kontrolle durch Ehemann und Schwiegervater und ohne Liebe, ändert sich Schlag auf Schlag als sie eine Gelegenheit nutzt und aus der toxischen Welt ausbricht. Nach der Pause erlebt das Publikum, was sie alles auf sich nimmt, um an ihrer echten Liebe Sergej festzuhalten. Wer kurz an ein Happy End denkt, wird schnell ernüchtert. Katerina wird wieder enttäuscht.
Hier steckt alles drin: Tod, Hinterlist und Tücke und ganz am Ende Verrat und großes Unglück. Schlussendlich bleibt aber doch das Gefühl einer Befreiung und weiblichen Emanzipation. Auch der Chor trägt pink statt schwarz-weiß wie zu Beginn.

Die Düsseldorferin Nina Chevalier ist Immobilienberaterin und engagiert sich ehrenamtlich bei der IHK. Oft begegnet sie dem Klischee, dass „nur alte Leute“ in die Oper gehen – das möchte sie durchbrechen.
Schon beim ersten Opernbesuch mit 10 Jahren spürte die Architektin Monika Pytlik, dass Oper und Ballett mit starken Empfindungen verbunden sind. Als Scout will sie auf ihre Emotionen achten, und diese auch strukturieren.
Monika Pytlik über die Premiere am 22.02.2025:
Wer ein konventionelles Opernerlebnis sucht, mit einem Déjà-Vu oder einem Déjà-Entendu, der wird hier nicht fündig.
Auch wenn die Geschichte im ersten Akt eher konservativ, in einer additiven Abfolge und nüchtern erzählt wurde, ließ die geradezu furiose musikalische Darbietung keine Langeweile aufkommen. Im zweiten Akt nahm nicht nur die Handlung Fahrt auf, die Solist*innen beeindruckten mit einem geradezu plastischen Schauspiel. Da machte es auch nichts aus, dass ich der Übersetzung nicht mehr folgen konnte, um das Bühnengeschehen nicht zu verpassen. Das Orchester, der Gesang der Solist*innen aber vor allem der Chor der Deutschen Oper am Rhein trugen die Emotion und die Dramatik der Geschichte bis in den letzten Winkel des Zuschauerraums. Für mich ein beeindruckendes, neues Erlebnis.

Annette Spee-Büker über die Premiere am 22.02.2025:
Thema in der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dmitri Schostakowitsch sind Gewalt, Mord und Vergewaltigung. Das Böse wird mit Bösem beantwortet. Die Titelheldin (Izabela Matula) taucht total in die Rolle ein. Das äußert sich auch in dem Gesang in russischer Sprache (mit Übertiteln) und der Darstellung. Einfach grandios. Das Einstudieren der Gesänge in russischer Sprache, einer sehr komplizierten Sprache, ist eine enorme Leistung des Ensembles. Die Waschmaschinen stehen für mich für das Reinwaschen von Schuld. Der Chor und die Stimmen waren super, ebenso die Drehbühne und die puristische Ausstattung. Das Ende, „ich springe nicht ins Wasser, ich überlebe“, weicht vom Original ab. Vor 65 Jahren fand die deutsche Erstaufführung der Oper in Düsseldorf, aber in deutscher Sprache statt. Spannung bis zum Schluss.

Annette Spee-Büker leitet ein Gästehaus in Stockum und hat schon von klein auf einen starken Bezug zur Oper. Als Scout wird sie sich mit ihren Gästen sicher auch über die Premieren unterhalten – und hier darüber schreiben.
Musik erreicht Stephan Schwering immer emotional – egal, ob Pop, Rock, Soul oder elektronische Musik. Warum sollte das mit der Oper und dem Ballett nicht auch so sein, fragt sich der Leiter der Zentralbibliothek im KAP 1 in Düsseldorf.
Stephan Schwering über die Premiere am 22.02.2025:
Auch nach einigen Opernbesuchen fühle ich mich in der Opernwelt noch als Neuling – doch die Begeisterung steigt und das hat mit solchen Operninszenierungen wie die von „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dmitri Schostakowitsch zu tun. Ich würde fast sagen, das ist eine Operninszenierung, die ideal für Anfänger*innen geeignet ist: Sie hat alles, was das Herz eines Opernliebhabers höherschlagen lässt: Liebe, Mord, Sex und Verrat. Die moderne Inszenierung der Oper war für mich innovativ und fesselnd.
Gleichzeitig ist Schostakowitschs Musik kraftvoll und emotional - die Stimmung jeder Szene wurde von der Musik wiedergegeben, fast wie Filmmusik. Gut gefallen hat mir an der Inszenierung, dass es viele überraschende Momente gab, zwei Details: Die Bläser wurden in die Handlung auf der Bühne integriert und der Geistliche sah aus wie das KI-generierte Papstbild im weißen Steppmantel. Der Chor spielte für mich eine wesentliche Rolle in dieser Inszenierung und trug insbesondere im zweiten Teil maßgeblich zur dramatischen Wirkung der Aufführung bei. Diese Aufführung wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.

Prof. Sabine Krieg über die Premiere am 22.02.2025:
Eine tragische Geschichte von erbarmungsloser Rohheit, Despotie und Grausamkeit um die Protagonistin Katerina Ismailowa. Sie kämpft um ihre Selbstbestimmung, um den unwürdigen Verhältnissen zu entfliehen. Das Bühnenbild, gestaltet wie eine Drehscheibe, zeigt ein Haus in klinischer Atmosphäre, die keine Individualität oder Emotion zulässt. Dagegen beeindruckt eine farbintensive Mode, jedoch immer wieder überschattet von schwarz gewandten Gestalten, durchweg Männer. Alles wirkt eintönig und lässt wenig Atmosphäre zu, die in den Bann ziehen könnte. Dagegen triumphiert die Musik mit expressiver Wucht, Gefühle werden hier sehr wohl möglich und balanciert zwischen tragischer Wucht und Satire. Die Sänger*innen und insbesondere der Chor überzeugen dabei sehr, für mich der beeindruckendste Part der Premierenaufführung. Insgesamt wirkt die Inszenierung drastisch und zeigt den Versuch einer Selbstverwirklichung, die im Verbrechen endet und vier Menschen das Leben kostet.

Prof. Sabine Krieg, Dekanin für Design an der Hochschule Düsseldorf, hat schon an vielen Orten der Welt gelebt. Zurück in der Stadt möchte sie die Zeit als Scout auch für ihre Studierenden nutzen: „Die Oper wirft mir den Ball zu, und ich gebe ihn weiter.“
Markus Baireuther kam zum Studium nach Düsseldorf und blieb. Der Buchhändler („Der Bücher Ober“) schätzt die Vielfalt der Kultur in der Stadt. Er besuchte schon viele Opern und Ballette – besonders in der Ära von Martin Schläpfer. Nun ist er gespannt auf Neues.
Markus Baireuther über die Premiere am 22.02.2025:
„Doch alle Lust will Ewigkeit -, – will tiefe, tiefe Ewigkeit!“ (Friedrich Nietzsche: „Also sprach Zarathustra“)
...und wird diese Hoffnung nicht erfüllt, so folgen Exzess, Drama, Chaos.
Es ist eine Parabel über das menschliche Dasein an sich, darüber hinaus enthält diese Oper aber auch eine gesellschaftliche Komponente. Im Mittelpunkt steht Katerina Ismailowa, eine schöne junge Frau, welche dreimal versucht ihrer Existenz zu entkommen, um ein besseres Leben zu finden. Wir erfahren, wie zwei Anläufe scheitern, aber der Schluss der Oper entlässt uns mit der Hoffnung, dass bei ihrem dritten Versuch ungleich bessere Aussichten bestehen, ins Leben zu finden. Obwohl Schostakowitsch in der Oper nahezu gänzlich auf Moral verzichtet, so zeigt doch das Thema der Oper, wie prekär die Stellung der Frau in der Gesellschaft noch immer ist. Überflüssig zu erwähnen, wie gut die Akteure in den einzelnen Szenen beeindrucken. Glanzpunkt der Aufführung ist die Musik, sie illustriert eindrucksvoll die ruhigen, wie die dramatischen Momente, vertieft die Lakonie, entlarvt die Lüge, ist körperlich spürbar.

Neena Hartmann über die Premiere am 22.02.2025:
„Lady Macbeth von Mzensk“ ist ein intensiver Opern-Thriller über Macht, Unterdrückung und weibliche Emanzipation.
Die Inszenierung zeigt die Hauptfigur, Katerina Ismailowa, nicht als Opfer, sondern als entschlossene, wütende und radikale Frau – gefangen in einer von toxischer Männlichkeit geprägten Welt, in der Gewalt, sei es körperlich oder seelisch, das einzige Kommunikationsmittel bleibt. Katerinas Geschichte ist nicht nur die einer einzelnen Frau im zaristischen Russland – sie steht für Frauen weltweit, die in toxischen Strukturen gefangen sind, in denen Macht, Kontrolle und Gewalt den Alltag bestimmen.
Die männlichen Figuren verkörpern unterschiedliche Facetten toxischer Machtstrukturen: Boris als brutaler Patriarch, Sinowi als besitzergreifender Ehemann, Sergej als manipulativer Verführer. Ihre Darsteller überzeugen sowohl stimmlich als auch darstellerisch mit intensiver Präsenz. Der Chor agiert als bedrohliche Masse und macht Katerinas Kampf umso aussichtsloser. Und dann die Musik – sie schlägt ein wie ein Blitz: entfesselt, gnadenlos, roh. Ironisch und unbändig, voller Dissonanzen, die das innere Chaos der Figuren hörbar machen.
Am Ende bleibt die Frage: Ist Katerinas Gewalt ein Akt der Befreiung oder nur eine andere Form der Unterwerfung? Die Inszenierung liefert keine einfachen Antworten, sondern konfrontiert das Publikum mit einer verstörenden, kraftvollen und hochaktuellen Interpretation von Schostakowitschs Werk.

Neena Hartmann, aufgewachsen in Neu-Delhi, berät als Marketing- und PR-Beraterin zwischen Indien und Deutschland und engagiert sich als Vorsitzende im Düsseldorfer Haus der Kulturen. Von dort will sie Brücken bauen zwischen migrantischer und deutscher Kultur.
Opernführer Audio
Einen kurzen Einblick in die Produktionen „Lady Macbeth von Mzensk“ gibt Ihnen hier Chefdramaturgin Anna Melcher. Den Opernführer in der Live-Version können Sie 30 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben.

Dauer: 11:24 Minuten
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