27.05.–25.06.2023 / Oper

Héro­diade

Jules Massenet
Beschreibung
Erotik und Macht: Biblisches Familiendrama als französische Oper mit großem Chor und großem Gefühl.
Oper in vier Akten
Text von Paul Milliet und Henri Grémont nach der Erzählung „Hérodias“ aus den „Trois contes“ (1877) von Gustave Flaubert
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
ca. 3 Stunden, eine Pause
Empfohlen ab 16 Jahren
Hérodiade hat ihre Tochter Salomé in Rom zurückgelassen, um ihren Schwager Hérode zu heiraten. An der Seite des Tetrarchen von Judäa will sie Einfluss erlangen. Durch öffentliche Kritik an ihr schafft sich Jean, Johannes der Täufer, eine gefährliche Feindin. Als Salomé auf der Suche nach ihrer Mutter nach Jerusalem kommt, entbrennt Hérode sofort für die Unbekannte, diese dagegen denkt nur an Jean, den charismatischen Propheten. Während Hérodiade in Salomé nur die Rivalin und nicht die Tochter erkennt und Jean in seiner Zuneigung zu Salomé den Zorn der gedemütigten Hérodiade und des lüsternen Ehegatten heraufbeschwört, verliert das Tetrarchenpaar Jerusalem. In den Wirren des politischen Machtvakuums gelingt es Salomé und Jean noch, einander ihre Liebe zu gestehen, bevor Hérode waidwund und zurückgewiesen seine blutige Pranke ausstreckt und Hérodiade sich endlich als Mutter zu erkennen gibt – zu spät.

Jules Massenet vertonte den Stoff nach Gustave Flauberts Novelle „Hérodias“ mit grandiosen Chorpassagen und collagenhaft changierendem Kolorit der Sphären zwischen Rom und Judäa, Mann und Frau, Erotik und Macht.
Regisseur Lorenzo Fioroni erzählt die Geschichte der Hérodiade, die am Ende alles verliert – ihre Macht, um deretwillen sie zur kalten Mutter wurde und ihre Tochter, deren Liebe sie hätte erlösen können.
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreographie
Chorleitung
Kinderchorleitung
Besetzung
Hérode
Hérode (Schauspieler)
Hérodiade
Vitellius
Eine junge Babylonierin
Stimme aus dem Tempel
Dong Hoon Kim/Sookwang Cho
Kinderchor
Akademie für Chor und Musiktheater e.V.
Stimmen unserer Scouts zu "Hérodiade"
Alissa Steinseifer
Die Inszenierung der Oper "Hérodiade" ist vor allem eins: Mutig und experimentell! Sie erfordert eine hohe Aufmerksamkeit auf Grund von zahlreichen Erzählsträngen und Effekten. Inhaltlich erweist sich das eigentlich biblische Familiendrama als zeitlos und lässt sich an vielen Stellen auf heutige Konflikte übertragen. Sehr gekonnt wird dies durch die Mischung der Kostüme aus unterschiedlichen Epochen hervorgehoben.
Die Bühnenbilder und Kostüme sind unglaublich aufwändig gestaltet und verleihen der Aufführung eine solch farbenfrohe Atmosphäre, wie ich sie in noch keiner Oper gesehen habe. Die orchestrale und gesangliche Leistung ist wie immer absolut herausragend und das trotz gesundheitlicher Schicksalsschläge.
Besonders beeindruckend waren für mich die beiden Auftritte des Chors im Opern-Saal. Als Zuschauer*in am Rand konnte man die immense Wucht der Stimmen spüren, was ein intensives Erlebnis schaffte.
Fazit: Oper mal ganz anders! Ein Abend voller Überraschungen für ein jüngeres Publikum oder junggebliebene Opern-Fans, die offen für Neues sind.
-Alissa Steinseifer

Eine sehr kraftvolle, opulent besetzte Oper.
In der ersten Hälfte habe ich eine leichte Überforderung gespürt; bedingt durch die Vielzahl an Symboliken, die Vermengung der verschiedenen Epochen und die Doppeldeutigkeiten. Allerdings sind die Kostüme der Belle Epoque ein Hochgenuss und die vielseitigen, durch verschiedene Epochen führenden Bühnenbilder, sind technisch ungewöhnlich und sehr spannend umgesetzt.
Besonders Salomé hat mich mit ihrer brillanten Stimme verzaubert und stellt neben Jean meine bevorzugte Protagonistin des Abends dar.
Lediglich auf das vierstellige "F-Wort" im Graffiti hätte man, meiner Meinung nach, verzichten können.
Wer bereit ist, sich auf eine Neuinterpretation der biblischen Geschichte um Johannes den Täufer und Herodes einzulassen und sich ein wenig mit dem Inhalt vorab vertraut macht, der wird in dieser drei stündigen, opulenten Inszenierung sicherlich einen Hochgenuss erleben.
-Christine Preuß

Christine Preuß

Peter Ripka
Mit Wucht fluten in dieser Aufführung der Hérodiade die Bildwelten über die Bühne. Mein Zeichenblock füllt sich in Windeseile. Zwischen Wüstenstaub und dem Glanz des legendären Pariser Train Bleu spielen sich wundersame und natürlich dramatische Szenen ab. Zeit und Raum verschwimmen im wahrsten Sinne des Wortes. Ich lasse mich fallen in die Ebenen und Schichtungen der Aufführung und werde gefangen von der Musik. Großartige Chorszenen – in denen sich die Sänger*innen bis hinein ins Publikum bewegen und mit Ihrer stimmlichen Opulenz den Raum füllen. Sehr kraftvoll, differenziert und eindringlich empfinde ich die Stimmen der Darsteller*innen. Trotz Arm in der Schlinge singt Luiza Fatyol betörend schön am Bühnenrand. Chapeau allen Beteiligten!


Peter Ripka begleitet seine Ballett- und Opernerlebnisse zeichnerisch.
Die Skizzen sind während der Premiere von "Hérodiade" entstanden.
Koloriert im Rückblick auf die gewonnen Eindrücke.
Opernführer Audio
Einen kurzen Einblick in die Produktion „Hérodiade” und ihre Hintergründe gibt Ihnen hier Dramaturgin Heili Schwarz-Schütte. Den Opernführer in der Live-Version können Sie 30 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben.

Dauer: 11:41 Minuten


Wei­tere Em­pfeh­lung­en